Geckos haften durch atomare Kraft
Keine Nacht in warmen Ländern ist perfekt, wenn nicht ein Gecko an der Zimmerdecke klebt.
Sie laufen mühelos die Wand hoch oder kleben an der Zimmerdecke: Für Geckos, die kleinen Eidechsen, scheint die Schwerkraft
nicht zu existieren. Nun haben US-Forscher entdeckt, dass die Haftfähigkeit der behenden Akrobaten durch atomare
Anziehungskraft zustande kommt ( Nature, Bd. 405, S. 681, 2000 ). Schon fast ein Jahrhundert rätseln Biologen. warum ein
Gecko selbst auf poliertem Glas mühelos haftet: Weder Saugnäpfe noch eine Art Klebstoff sind zu entdecken. Stattdessen
trägt jeder Gecko-Fuß ungefähr eine halbe Million feiner Härchen, die wiederum in bis zu 1000 kleinerer Fortsätze verzweigen.
Die Forscher haben jetzt die Haftfähigkeit der einzelnen Härchen an einem Sensor unter dem Mikroskop untersucht. Diese
haften sogar zehnmal besser, als man bisher durch Untersuchung des ganzen Fußes angenommen hatte. Wenn alle Haare aller
vier Fuße optimal andocken würden, dann könnte die Echse eine Haftkraft entwickeln, die einer Last von 40 Kilogramm
entspricht. Eine solche Leistung läßt sich nur durch atomare Wechselwirkung erklären: Die Atome aus Fuß und Wand verbinden
sich vorübergehend durch winzige Anziehungskräfte, die Van-der-Waals-Kräfte. Diese können nur auftreten, wenn die Teilchen
sich extrem nahe kommen: Der Abstand zwischen ihnen darf nicht größer sein als die Atome selbst. Der Gecko läuft demnach
direkt auf der atomaren Struktur der Wand. mit Hilfe von Milliarden feinster Fortsätze, die sich dem Gemäuer anpassen. Um
den Fuß wieder zu lösen, werden die Härchen bei einem bestimmten Winkel „abgeschält" - so, als würde ein Klebeband abgezogen.
Die Perfektion eines Gecko-Fußes lässt sich mittels Ingenieurskunst wohl kaum erreichen, doch könnte sie Anregungen für die
Entwicklung neuer Klebestoffe mit Super-Haftkraft geben.
Dieser Artikel stammt aus der Süddeutschen Zeitung.
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