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Weil Gunda die Wiederverwertung von Elektrogeräten fördern wollte, sollte das Geburtstagsgeschenk für ihren Vater ein gebrauchter
Videorecorder werden; also geht sie mit Heinrich in einen Secondhandladen.
Interessanterweise ist dort auch ein Polizist mit Migrationshintergrund vorhanden, der von seinem Erscheinungsbild gut in einer
männnlichen Strippertruppe untergebracht wäre. Aus dem Nichts taucht auch noch ein Einäugiger auf, der aber eher eine Statistenrolle
übernimmt. Ein Recorder ist vorhanden und wird gekauft.
Beim Vater wird er gleich ausprobiert und funktioniert nicht. Stattdessen verspeist er zum Entsetzen aller Anwesenden genüßlich
wichtige historische Videoaufnahmen, die ihm erst in intensiver Kleingruppenarbeit wieder entlockt werden können. Die Geburtstagsstimmung ist dahin und
das Gerät wird wieder zurückgebracht. Dort funktioniert es natürlich, aber der Kaufpreis wird trotzdem problemlos erstattet.
Diese Geschichte hatte mich amüsiert und neugierig gemacht. Auch ohne Kaufinteresse setzte ich einen Besuch im Secondhandladen auf
meine Agenda. Zu meinem Glück ist der beschriebene Polizist wieder anwesend und mit seinem Laptop beschäftigt. Ich schaute mich
unauffällig bei den CD-Playern um und werde in keiner Weise behelligt; auch nicht von dem Einäugigen.
Mit einem freundlichen Gruß verlasse ich den Laden und mache mir Gedanken zu der wiederholten Anwesenheit des Ordnungshüters.
Vielleicht ist er ein wichtiger Geschäftspartrner oder ein Verwandter des Händlers, eventuell aber auch beruflich als Kontaktbeamter
für Hehlerware tätig. Die Idee, dass es analog zu den Post-Shops in Schreibwarenläden mittlerweile aus Einspargründen auch
Ein-Mann-Polizeistationen in Geschäften geben könnte, schien mir nicht unbedingt abwegig; eine Lanzeitbeobachtung wird weiteres ergeben.
Heinrich wird sich da wohl nicht beteiligen, da er schon beim Erstbesuch mit Gunda nicht in bester Laune war. Beim ersten Seconhandladen
war das Team nicht fündig geworden und der einsetzende Regen war nicht mit Heinrichs Fußbekleidung ( Espadrilles ) abgesprochen. Zudem
hatte er noch einen ungeliebten Katzenfütterungstermin in der Nachbarschaft und eine weitere Verabredung.
Den beiden Kauflustigen kam der Inhaber bekannt vor und sie sprachen ihn daraufhin an. "Vielleicht aus der Moschee", meinte der
Ladeninhaber. Dass türkische Mitbürger auch Sinn für Ironie haben, könnte den beiden entgangen sein. Gunda und Heinrich waren sich aber
einig, dass er früher eine Imbißeinrichtung betrieben habe.