Am Montag, den 11. September ist Olaf in der Normandie gestorben. Das dringt nur langsam in mein Bewußtsein vor. Ein schrecklicher Verlust für viele; besonders aber für seine Freundin Martina.
Ich denke an all die gemeinsamen Erlebnisse, Geburtstage und Unterhaltungen. Wie sollen wir jemals wieder ohne ihn bei unserem Griechen Essen gehen? Wir werden niemals mehr mit Interesse die Speisekarte
studieren und doch wieder unsere Lieblingsgerichte wählen. Diese kleinen, banalen Dinge, die sich zu einem Leben verdichten.
Olaf war immer Pünktlichkeits-Sieger. Es ist mir nur einmal gelungen, vor ihm bei einem Treffen zu erscheinen.
Olaf war ein klarer Denker mit der Fähigkeit sich azzoziativ an Gedankengirlanden entlang zu bewegen. Du fehlst mir sehr.
Auf meinem AB sind noch Nachrichten von ihm. Seine Stimme zu hören ertrage ich jetzt noch nicht. Immer noch scheint sein Tod nur ein böser Traum zu sein.
Was mag seine letzter Gedanke gewesen sein?
Olaf hatte eine Makuladegeneration und hat sich auch künstlerisch mit dem Thema Augen beschäftigt. Ein Objekt, das Olaf mir zum Geburtstag geschenkt hatte.
Im Rahmen der jährlichen Ausstellung in den "Offenen Ateliers" an der Fresnostraße hat Gastkünstler Olaf Thomas die Installation "Hasenliebe" vorgestellt.
Über die beiden Lautsprecher wird auf Knopfdruck eine Sequenz aus "All You Need Is Love" von den Beatles abgespielt.
Da es ein möglichst kleines Abspielgerät sein sollte, hatte Olaf an einen MP3-Player gedacht und auch einen gekauft. Wie sich herausstellte, ließ sich aber das Musikstück nicht
( wie bei SATURN versprochen ) per einmaligen Knopfdruck immer wieder anwählen.
Ich hatte schon meinen iPod für die Ausstellung angeboten, aber bei dem musste man sogar viermal drücken, um das Ganze zu starten. Auch ein weiterer Player-Zukauf plus Hotline-Kontakte brachte nicht das
gewünschte Ergebnis.
Die beiden Lautsprechern stammen aus alten DDR-Radios und man kann sich fragen, ob sie unter Walter Ulbricht auch schon mal verbotenerweise beim Westfunk hören "All You Need Is Love" abgespielt haben.
Zum Thema ein Originalzitat von ihm:
„Ist es denn wirklich so, dass wir jeden Dreck, der vom Westen kommt, nu kopieren müssen? Ich denke, Genossen, mit der Monotonie des Je-Je-Je, und wie das alles heißt, ja, sollte man
doch Schluss machen.“
- 1965 auf dem XI. Plenum des ZK der SED -
Walter hat damit sicherlich auch vielen Westdeutschen aus der Seele gesprochen, die lieber "Die Guitarre und das Meer" statt "Je,Je,Je" hören wollten.
Originalstimme von Walter Ulbricht zum Thema
Letztendlich wurde ein CD-Spieler in ein kleines Kästchen eingebaut und über einen von Peter Theißen ( Kriminalhauptkom- missar a.D. ) speziell angefertigten Aluminiumknopf
wird das Musikstück gestartet.
Mir fehlt auf dem Kasten ein kleiner Gebrauchshinweis analog zu dem "Fordern Sie Ihren Fortschritt mit Stop!", den Martina in einem mallorquinischen
Überlandbus gelesen hatte.
Dieser etwas paradox anmutende Satz ist die deutsche Übersetzung von "Solicite Su Parada Con Atelatión".
Durch die längere Fahrtzeit vom Flughafen in den Norden der Insel hatte Martina hinreichend Zeit den tieferen Sinnzusammenhang zu ergründen.
Das Objekt »Eyes am Stiel« von Olaf Thomas.
Es ist kein Geheimnis, daß Olaf beim Griechen immer Gyros mit zwei Leber bestellte. Das wurde in dieses
Geburtstagsgeschenk eingearbeitet. Streichhölzer kann man als Raucher immer gebrauchen.
Schattenseiten des »Hirnkastens«.
Man löst die Klemmhalterung einer CD mit einer Laubsäge aus dem angestammten Kontext und positioniert sie im Zentrum einer LP. Dort kann man jetzt eine CD einclipsen z.B. die Hörbuchversion von Axel
Hackes "Kolumnistischen Manifest".
Die Chris De Burgh Langspielplatte stieß beim Beschenkten auf energisch-emotionale Ablehnung ( "Die nehme ich zum Frisbeespielen" ). So war es auch geplant. Die Bitte wenigsten einen Song abspielen zu
dürfen, wurde kategorisch abgelehnt.
Das eigentliche Geschenk wird hoffentlich auf der Zugfahrt von Münster nach Schwerte und wieder zurück für Unterhaltung sorgen, die durch das Zugpersonal leider nur selten geboten wird. "In Kürze erreichen wir
Münster Hauptbahnhof. Der Ausstieg ist durch die Türen... PAUSE ... in Fahrtrichtung links.
Eine ähnliche Covergestaltung mit Axel Hacke als "Man On The Column Line" könnte ich mir gut vorstellen.
"So ist es ja viel besser als anders herum, also Chris de Burgh in einem meiner Bücher versteckt." Da gebe ich Axel Hacke völlig recht!
Statt der angekündigten Lesung mit Axel Hacke gäbe es in Abänderung des Programms ein Konzert von Chris de Burgh.
Irgendwie fängt das schon beim Namen an: Ein bekannter und immer noch bühnenaktiver Engländer hätte sich nie Eric de Burdon genannt. Klingt völlig uncool. Selbst Chris klingt schlechter als Eric.
Ehemals beliebtes Mitbringsel aus dem Österreichurlaub, das angeblich dem Kuchenteig als Rumaroma zugesetzt werden sollte. Ich habe die Flasche aus der Asservatenkammmer meiner Eltern für
zwei Grog-Liebhaber mitgebracht.
Mittlerweile ist die Flasche bei den beiden angeliefert worden. Leichte Ablagerungen wurden von Olaf fachgerecht durch leichtes hin- und herbewegen wieder gelöst. Nach dem Öffnen des
Schraubverschlußes wurde olfaktorisch eindeutig der besondere Geruch des Produktes identifiziert: "Im Harz habe ich mal einen Grog mit Strohrum getrunken, der roch genau so."
Später bestand Martina auf einer Testzubereitung. Dann kam sie mit einem kleinen Glas unverdünntem Rum zu mir an den Tisch und meinte, ich solle ihn einmal testen. Mit etwas Skepsis
probierte ich und stellte erstaunt fest, daß es sich um Johannisbeeraufgesetzten handelt.
Auf die Eltern ist auch kein Verlaß mehr!
Von Martina und Olaf entwickelte Leuchtkästen, die den Vornamen einer Person in einer gewünschten Schrift haben. Manchmal sind es Schriftzüge, die man von Produkten kennt. Die blauen Streifen erinnern mich an die alte Stimorol-Kaugummi-Verpackung.
Das Foto stammt von einer Ausstellung beim Kunstverein Unna. Martinas Leuchtkasten, Olafs Hand mit einer »Marlboro Gold«.
Ich habe in letzter Zeit mal wieder Cassetten gehört und daraufhin ein paar interessante Sachen als CD bestellt. Unter anderem »Songs For Drella« von Lou Reed und John Cale. »Stop Making Sense« von den
Talking Heads und »Mr. Heartbreak« von Laurie Anderson sind jetzt auch in der Sammlung.
Nach dem Frankreichurlaub wollten Olaf und ich seinen Cassettenrecorder reparieren. Er war nicht bereit das eingelegte Futter wieder herauszugeben.
Das ist Olafs Geburtstagsgeschenk. Im Ballon ist die Eintritts-
karte für eine Lesung von Axel Hacke im KAP 8 untergebracht.
Auf seiner Feier wollte er das Michelin-Männchen noch nicht
zerstören.
Im Rahmen der »Offenen Ateliers beim FAK« zeigt Uli Harlammert die »Hasenliebe« eingebettet in seiner Reihe Drucke. Olaf wollte sie eigentlich im Atelier von Martina und Claudia ausstellen.
Am Tag nach seinem Tod fand ich auf meinen Balkondielen vier Milimeter große gallertartige Gebilde vor, die mich an Olafs Augenkunstwerke erinnerten. Wahrscheinlich Eier von Schnecken. Ich habe auf
meinem Balkon aber noch nie eine gesehen.
Ich betrachte es als einen flüchtigen Gruß von Olaf.
Martinas Anzeige in der WN
Unsere Anzeige. Uli hatte es vorgeschlagen und sich per Mail an mehrere Freunde*innen gewandt.
»Guter Mond« heißt dieses Foto von Martina bei dem Olaf die Laterne hält. Das war er für ganz viele und wird es
in der Erinnerung immer bleiben.
Ein Feuer bei Olaf im Garten. Er liebte Feuer und Feuerwerk.
Eine Umverpackung für ein Geburtstagsgeschenk, die im Feuer enden sollte.
Am Samstag hatte mich Olaf abends noch zu einer Runde am Feuer eingeladen. Den Garten kannte ich noch
nicht und es war jahreszeitbedingt um 21 Uhr hinreichend dunkel. Ich wählte als Zielpunkt die Gartenlichter
und Olaf im hinteren Teil. Dazwischen lag allerdings ein 70 cm tiefes Feuchtbiotop, das sich mir erfrischend
spontan vorstellte.
Vor dem Eintreffen der restlichen Gäste wurde ich schnell mit neuer Hose, Socken und Schuhen aus Olafs
Fundus ausgestattet. Meine Expeditionsausrüstung habe ich in einer Plastiktüte wieder mit nach Hause
genommen. Gott sei Dank waren nur Blätter und keine Lurche dabei. Wenn man sich mit seinen Mißgeschicken
outet, bleiben Kommentare natürlich nicht aus: So etwas geschieht immer den Menschen, die nur "den geraden
Weg" kennen, keine Umwege, bloß nicht umkehren. Bei höherem Wasserstand wärest Du - immer den Lichtern
nach - wahrscheinlich auch noch geschwommen" ( Jürgen ).
Später habe ich in einer verdeckten Aktion ein Warnschild aufgestellt.
Die Fußballweltmeisterschaft bei Olaf.
Das Tandem von Martina und Olaf heißt »Böck«. Wahrscheinlich hat der Fahrradhändler es Ihnen so vorgestellt: "Das ist der Böck. Sehen Sie mal, wie der guckt. Ich glaube, der paßt gut zu Ihnen." Zur Zeit hat er leider einen Nabenbruch am Hinterrad, der gerade noch rechtzeitig vor einer Tour entdeckt wurde. Für Olaf und Martina bedeutet das leider eine große Einschränkung ihrer Mobilität.
Olaf und ich bei Candia vor dem NoCube.
Der Lampenschirm von Martina, der über eine Straßenlaterne gehängt wurde. Im NoCube hatte er seinen Schlafplatz.
Olaf im Gespräch mit Candia.
Uli, Thomas und ich. Three Smokies, one is missing…
Ein Foto, das nach der Beerdigung auf dem Waldfriedhof Lauheide
entstanden ist.
# Olafs Geburtstag 2023