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volker stoerring |
06. Februar 2023
Das Haus des verstorbenen Bruno Schröders beeinhaltet die größte Privatbibliothek Deutschlands. 70.000 Exemplare reihen sich in den Etagen. Wie man sehen kann, hat der ehemalige Bergbauingenieur jede Möglichkeit zur Unterbringung genutzt. Neben einer Werkstatt im Keller, die er sicherlich für den Bau der Regale gebraucht hat, wird er die restlichen Kellerräume ebenfalls zur Unterbringung der Bücher genutzt haben. Ob es unter seinem Grundstück noch Stollen und eine Unterflötzung des Kellers gab, entzieht sich meiner Kenntnis. Er war gelernter »Hauer« und somit fachlich in der La- ge gewesen. Ich halte es für wahrscheinlich.
Bei Zechen nennt man das Gebäude über dem Schacht »Kaue«. Dort haben die Bergleute die Arbeitskleidung in an Seilen hängenden Käfigen unter- gebracht und sich nach der Arbeit in der Waschkaue gereinigt. In diesem Sinne handelt es sich beim Haus von Bruno Schröder um eine Bücherkaue. Wahrscheinlich hatte er schon beim Bau eine ortsuntypische Deckenhöhe von 5,20 Meter für die spätere Buchkäfig-Unterbringung im Wohnzimmer vorgesehen. Die wärmeisoliernde Eigenschaft der Bücher im Dachgeschoß hatte einen nicht zu unterschätzenden Energiespar-Side-Effekt.
Man sollte das Haus unter Denkmalschutz stellen und der Öffentlichkeit zugänglich machen. Abenteuerliche Führungen in Bergmannskluft mit Helm- lampen im ansonsten unbeleuchtetem Haus wären vielleicht auch für nicht Literaturinteressierte ein Besuchsanreiz. Eine Straßenumbenennung in »Schröderstiege« fände ich wünschenswert.
Vielleicht könnte Adolf Winkelmann den Film »Jede Menge Bücher« über einen Bergmann drehen, der im Kellerschacht der Stadtbibliothek Mettingen absteigt und im Haus von Bruno Schröder wieder hervorkriecht. Der Schauspieler Detlev Quandt lebt leider nicht mehr. Ludger Schnieder, der in »Die Abfahrer« den Lehrling spielte ist im Januar gestorben. Er war lange Zeit Leiter des »Theater Pumpenhaus« in Münster.